Talli
Jeder Herzschlag ist es wert, wahrgenommen zu werden.
Auch wenn manche Schützlinge nur kurz in unserer Obhut sind, weil ihr Körper ihnen ein längeres Weiterleben unmöglich macht, so wissen wir doch, dass wir die begrenzte Zeit bei uns zu den schönsten Momenten in ihrem Leben gemacht haben.
So sehr mich jeder unserer Schützlinge berührt, Talli hat mich noch intensiver daran erinnert, wie wichtig es ist, gesehen und geliebt zu werden.
Talli war bei Übernahme in unsere Obhut eine ca. 11 Jahre, überaus liebenswerte und sanfte Kangal-Mix Hündin. Sie lebte bis vor einem Jahr auf der Straße, bis sie in ein „Shelter“, eine Auffangstation kam. Auf der Straße, was sie vogelfrei. Was wir alles über sie erfahren haben, können sich die meisten nicht vorstellen. Wie großartig und voller Liebe muss ein Lebewesen sein, dann noch bereit und offen für neue Bekanntschaften zu sein und Vertrauen geben zu können. Ich wurde auf sie aufmerksam, hörte auf mein Herz und… Natürlich sagte sie „Ja!“. Sehr auffällig an Talli war ihre Einschnürung am Hals: ihr war nicht nur alles zum Leben genommen gewesen, sondern auch ihre Luft. Rundum eine auffällige, schon zusammengezogene Narbe.
Bei uns konnte sie endlich wieder tief aufatmen und Leben! Talli war ein einziger Genuß: liebenswert, vertrauensvoll als hätte sie nie etwas Negatives erlebt. Sie war top verträglich, sanft mit allem und jedem und bereit, überall mit hin zu gehen.
Leider war sie aber auch voll mit Krankheiten und diversen „Baustellen“. Wo sollten wir medizinisch anfangen? Talli hatte sogar eine chronische Gebärmuttervereiterung, die wir umgehend operieren ließen. Sie hatte diese OP zwar super überstanden und war so glücklich, wieder bei uns und mit ihrem neuen Freund Bodin zu sein; sie hat unser Umsorgen unfassbar genossen und aufgesogen wie ein ausgetrockneter Schwamm.
Aber die chronische Gebärmuttervereiterung hatte ihr wohl bereits zu lange zugesetzt, ihr Organismus war regelrecht vergiftet. Wir brachten sie noch in die Notaufnahme, sie blieb über Nacht, aber es war klar, dass nichts mehr zu machen war.
Nach nur 6 Wochen in unserer Obhut gaben die Organe auf, es war der richtige Zeitpunkt, sie gehen zu lassen. Mirjam fuhr extra zum Verabschieden noch in die Tierklinik, so dass sie eingekuschelt in ihren Armen am 31.08.2023 gehen konnte.
Jeder Herzschlag ist es wert, wahrgenommen zu werden.
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(kastriert)