Nicky


Kurz vor dem verhungern wurde Nicky mit seinen 3 Brüdern im April 2023 in einer Ruine bei Knin gefunden. Die Mutter lag überfahren, wohl schon länger am Straßenrand, in der Nähe.
Die vier Welpen wurden ins Schelter Di Noah gebracht. Da die 4 Welpen viel zu jung und extrem verängstigt waren, wurden sie von den älteren Hunden getrennt gehalten.
Der Kontakt zu Menschen verlief leider scheltermäßig. Trotzdem wuchsen die vier Welpen komplikationslos zu jungen, gesunden Hunden heran. HSH-typisch zurückhaltend, aber mit freundlichen Wesen. Auch die anfängliche Änsgtlichkeit ließ nach und sie vertrauten und liebten ihre Pfleger.
Nach positiver Vorkontrolle wurde Nicky im August 2023 auf seine Endstelle, nähe Würzburg, vermittelt. Leider an eine Hunde unerfahrene, sehr dominante Familie mit zwei jüngeren Kindern.
Ohne Vorankündigung standen die Hundebesitzer vor der Tür der Pflegestelle des Vereins: Sie kommen mit Nicky nicht zurecht und er wäre eh nicht das, was sie wollen. Außerdem hätten die Kinder Angst vor ihm, da er sie schon mehrmals beim Spielen gezwickt hat.
Nach dem Hinweis, falls die Pflegestelle ihn nicht zurück nimmt, würden sie im Anschluss am Tierheim, Würzburg, vorbei fahren und Nicky dort abgeben. Sie drückten der Pflegestellenleiterin die Leine in die Hand und verließen, ohne ein weiteres Wort, das Grundstück.
Auffallend war das Nicky in den 3 Wochen extrem abmagert war, eine immense Scheu vor Menschen entwickelt und panische Angst vor schnellen Bewegungen hatte.
Viele Vermittlungsversuche scheiterten an seiner Ängstlichkeit und der Scheu vor Menschen. Die ersten Monate verbrachte Nicky, zusammen mit acht weiteren Hunden, beider Geschlechts, im Haus und Garten der Pflegestelle. Vermied aber, so gut es ging, den Kontakt zum Menschen.
Nachdem Nicky eine Futteraggression entwickelte, kam es vermehrt zu Auseinandersetzungen, sodass er separiert werden musste. Darauf hin zog er sich noch mehr in sich zurück und lebte, Zaun an Zaun, sein eigenes Leben.
Mitte 2024 kam eine sechsjährige, Karakatschan Hündin auf die Pflegestelle. Ebenso ängstlich und scheu wie Nicky. Mit ihr freundete er sich an und seitdem leben die beiden, getrennt von den anderen zusammen. Was auch gut funktioniert.
Nachdem die Pflegestellenleiterin erkrankte, wurde versucht so viele Pflegehunde auf andere Stellen zu verteilen. Nur die Ältesten und Kranken, für die kein Platz gefunden wurde, blieben - und Nicky.
Und da kam ich ins Spiel. Selbst Pflegestelle für Notfälle und vor allem HSH`s. Arbeite ich seit vielen Jahren mit HSH`s und auffälligen Hunden und vor allem mit ihren Besitzern.
Nachdem ich gebeten wurde eine Einschätzung abzugeben, verbrachte ich 7 Tage, rund um die Uhr, mit Nicky.
Dieser war anfangs leider nicht begeistert, aber wir lernten uns besser kennen und er nahm es mir nicht übel. Nicky lebt in seiner eigenen Welt. Umhüllt von einer Angstblase aus Unsicherheit und Vertrauenslosigkeit zu Menschen. Er hat in seinem bisherigen Leben nicht viel gelernt und erfahren, außer, dass er sich auf keinen Menschen verlassen kann.
Er ist kein Hund, der aggressiv nach vorne geht. Er versucht, so lange es machbar ist, der Situation auszuweichen. Erst bei Ausweglosigkeit warnt er vor und zeigt, tief knurrend, die Zähne. Aber, wir gingen irgendwann sein erstes richtiges Gassi. Er wich vor allem Unbekannten, also vor fast allem, erst einmal zurück. Mit viel Geduld, Ruhe und extra feinen Leckereien ließ er sich überzeugen, dass nichts ihm etwas Böses will. (Auto`s, Radfahrer, Fußgänger, andere Hunde, Steinhaufen, Windmühlen, Hasen, Rehe... ) Er ließ sich beruhigen und an das Objekt heranführen, um es zu untersuchen. Bei späteren Gassigängen war es dann gar nicht mehr so Unheimlich.
Auch sein Futter nahm er nach kurzer Zeit in meinem Beisein ein. Vielleicht auch neugierig auf den Geruch meines Essens ließ er meine Gegenwart, zwar unsicher und ängstlich, zu.
Da wir auch die Nächte zusammen, in einem relativ kleinen Raum, verbrachten, war ich gespannt was passiert. In der ersten Nacht zog Nicky sich in die weitest entfernteste Ecke des Raumes zurück. In den nächsten zwei Nächten lief er immer wieder durch den Raum und legte sich irgendwann auf seine Decke, die ca. 2 m von mir entfernt lag.
In der vierten Nacht kam der Durchbruch, Nicky traute sich und legte sich zu mir auf die Matratze. Am fünften Tag und in der Nacht darauf verbrachte Nicky die Ruhepausen mit mir auf der Matratze und legt sich sogar zum Nachtschlaf direkt zu mir.
Am Morgen nach der sechsten Nacht durfte ich ihn zum ersten Mal von ihm zugelassen, anfassen und streicheln. Was für ein super Hund.
Die Nacht verbrachte er, als wenn`s immer schon so war, bei mir auf der Matratze.
Am siebten Tag versuchte ich nach ausgiebigem Gassigang, Frühstück und Entspannungspause, mit viel Kraulen, die Hausleine wieder abzulegen. Zu viel Nähe oder Einwirken zeigte er deutlich noch durch Knurren und Zähne zeigen an. Aber ohne zu Schnappen.
Er hat, trotz der kurzen Zeit, etwas Vertrauen zu mir gefunden.
Auch das Verhalten zu seiner Pflegerin hat sich verändert. Neugierig schaut er zu und kommt sogar zum Schnuppern. Lässt ihre Nähe beim Fressen jetzt zu und sogar manche kurze Streicheleinheiten.
Wir suchen einen kinderlosen Haushalt mit dem einen Menschen, der mit Ruhe, Geduld und liebevoller Anleitung, ohne Druck, Nicky so nimmt, wie er momentan ist. Ihn an die Hand / Leine nimmt und ihm das Leben zeigt ,wie schön es sein kann und vor allem, dass er einem Menschen wieder vertrauen kann.
Wer hat die Zeit, Geduld und Ruhe, um Nicky eine Chance zu geben?
Infos
(kastriert)