Bubba
Die Vorstellung von Bubba fällt auf der einen Seite leicht, auf der anderen Seite sehr schwer. Leicht fällt sie, weil es in die Welt hinausgetragen werden muss, wie unfassbar fantastisch, liebevolle und zugewandt Herdenschutzhunde sein können, die Schlimmstes erlebt haben.
Es ist unsere Pflicht aufzuklären, wie diese Hunde wirklich sind, anstatt sie auf einen Schutz von Tieren oder Gelände zu reduzieren, pauschal ihnen Aggression und kein Interesse am Zusammenleben mit Menschen zu unterstellen.
Natürlich darf man pauschal auch nicht jedem Hund solch ein unfassbar, sofort zugewandtes Gemüt wie das von Bubba unterstellen, jeder Hund ist ein Individuum.
Aber es ist unsere Aufgabe, die Augen und das Herz für diese so oft verkannten besonderen Wesen zu öffnen und zu zeigen, wie sie wirklich sind. Wie sie sich demjenigen offenbaren, der ihnen das Gefühl von Liebe, umsorgt werden und Verständnis gibt und wie schnell und wie intensiv sie dann ihr Herz verschenken.
„Bubba“ hat die Bedeutung „Bruder“. Der Name sollte symbolisieren, dass er nun eine Familie hat, nachdem er so lange darauf verzichten musste.
Bubba wurde mir ans Herz gelegt, da er durch einen schlimmen Unfall ein Stück seines Vorderbeins verloren hatte und unversorgt auf einer Müllhalde lebte. Warum nicht geholfen wurde? Den Anwohnern war er egal, warum einem alten unnützen Hund helfen? Tierschützer wurden erst dann auf Bubba aufmerksam, als die Wunde inzwischen verheilt war. Aber auch sie konnten ihn nicht in ihre Obhut aufnehmen, es sind einfach zu viele Hunde. Bubba verblieb somit auf der Müllhalde, aber immerhin impften sie ihn und befreiten ihn von Parasiten. Sie hatten die Hoffnung, dass sich doch noch ein Wunder für ihn auftut – sie meldeten ihn mir.
Mein Herz schrie sofort „Ja!“. Ich sagte zu! Ich wollte diesem Hund, bei dem es völlig in den Sternen stand, wie lange er leben würde und was er alles an Erkrankungen haben könnte, einen Herbstplatz anbieten.
Bubba kam zu uns. Ein absoluter Engel, zärtlich, liebevollste Augen, die jede Bewegung aufsogen. Liebevollste Augen, die noch mehr ins Leuchten kamen, wenn man ihn streichelte, für ihn da war, ihm Essen gab, es ihm schön machte.
Alles an ihm ging ins Herz.
Der Stumpf seines Beines war abgeheilt, aber sein gesamter Bewegungsablauf war schlecht, so dass ich ihn einem Orthopäden vorstellte. Wir entschlossen uns für eine „saubere Amputation“ seines Stumpfes, um Erleichterung in den Bewegungsablauf zu bringen.
Wir wollten ihm so sehr helfen, wir wollten alles tun, damit er endlich seinen Herbstplatz voll und ganz genießen kann. Leider verlief zwar die OP gut, aber Bubba entwickelte multiple Infekte, sein Organismus gab auf.
Was er nicht aufgab, war sein liebes Wesen, seine Augen, die bis zum letzten Atemzug pure Liebe ausstrahlten.
Es war Zeit, Bubba in Liebe gehen zulassen.
Ja, wir haben etliche Herbstplätze für die Hunde.
Ja, wir werden häufiger mit dem Tod konfrontiert.
Nein, wir stumpfen nicht ab.
Nein, wir „gewöhnen“ uns nicht an den Tod.
Es schmerzte unfassbar, Bubba am 17.03.2023 gehen zu lassen. Wir hatten den unbändigen Wunsch, ihm noch mehr Zeit zugeben, in der er Fürsorge und Liebe erfährt. Zeit, in der er erfährt,wie wichtig er für andere ist. Zeit, in der er gesehen wird!
Wir sind aber auch von Herzen für jeden Moment dankbar, in dem wir ihn begleiten und erleben durften.
Wir sind von Herzen dankbar für so tolle einfühlsame Tierärzte, die es möglich machen, dass Bubba begleitet von so viel Liebe gehen darf.
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(kastriert)